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Börse aktuell: Stotterstart ins neue Börsenjahr
Zum Jahreswechsel wurden die Kurse an den Aktienmärkten nochmal ordentlich nach oben gezogen. Mit Rückkehr der institutionellen Anleger wird jetzt in den ersten Tagen des Jahres zunächst etwas Luft abgelassen. Der Markt steckt in einer Findungsphase, die – ähnlich wie in früheren Jahren - noch bis Ende Januar andauern könnte.
Vor allem die Veröffentlichung der Protokolle der letzten Notenbank-Sitzung der amerikanischen Fed hat die Börsianer aufhorchen lassen: Raschere Zinserhöhungen standen da zur Diskussion. Man einigte sich aber stattdessen auf eine schnellere Rückführung der Bilanzsumme der Zentralbank.
Für High-Tech-Aktien, bei denen zukünftiges Wachstum zu Nullzinsen schon heute im Kurs eindiskontiert wurde, sind Zinserhöhungen jedoch Gift. Während Schwergewichte wie Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon noch auf hohem Niveau konsolidieren, sind viele Werte der zweiten Reihe bereits seit Wochen in den Sturzflug übergegangen. So machte auch eine Starinvestorin wie Cathie Woods, die mit ihrem eigenen Tech-Fonds in 2020 noch mit +150% brillierte, im letzten Jahr mit -20% keine gute Figur - trotz 27% Plus im NASDAQ-100. Hinter den Kulissen des Index trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer zu sehr auf High Tech setzt, könnte es in den nächsten Monaten schwerer haben, auch wenn die langfristigen Perspektiven sehr gut aussehen mögen.
Zwar war die Rallye bisher auch fundamental begründet, also durch ein Gewinnwachstum der Unternehmen untermauert. Dennoch ist der Markt nun anfälliger für Kursrücksetzer.
Die Stimmung der Unternehmen hat sich zuletzt eingetrübt. Das zeigt auch der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Dezember auf 94,7 Punkte gefallen ist, nach 96,6 Punkten im November. Viele Firmen bewerteten nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage weniger gut, auch der Pessimismus mit Blick auf das erste Halbjahr 2022 nahm zu. In Deutschland gibt es daher nur einen wirtschaftlichen Stotterstart. Der Konjunkturmotor dürfte hierzulande erst ab dem zweiten Quartal wieder besser laufen.
Auch wenn die Ampeln für das erste Halbjahr noch auf grün stehen, werden die Risiken an den Kapitalmärkten mehr: Die Notenbanken nehmen den Fuß vom Gaspedal, wichtige Frühindikatoren schwächeln, der positive Gewinnrevisionstrend hat nachgelassen und Aktien sind nach wie vor hoch bewertet. Alles in allem ist das ein Mix, der auf Jahressicht nicht gerade für allzu üppige Zuwächse an den Aktienmärkten spricht. Die Bankauguren sind da mal wieder deutlich optimistischer (siehe nachfolgende Analysten-Prognosen). Deren Motto lautet wohl: The Trend is Your Friend.
Analysten-Prognosen für das kommende Börsenjahr
DAX: 17.085 (15.885)
Rendite 10-jähriger Bundesanleihen: +0,07% (-0,18%)
Euro/US-Dollar: 1,16 (1,137)
Quelle: €uro am Sonntag Nr. 49/21
angegeben ist jeweils der erwartete Jahresendstand als Durchschnittswert (Median) aus einer Bankenumfrage; in Klammern der Stand Ende 2021
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Zinsen: US-Notenbank wird „hawkish“
"Geld bleibt günstig", "Keine Chance für höhere Zinsen": So oder so ähnlich lauteten in den vergangenen Jahren regelmäßig die Headlines des Ausblicks zur Zins- und Geldpolitik der Notenbanken. Dieses Mal ist es anders, denn: 2022 könnte als Jahr der Zinswende in die Geschichte eingehen.
Ihre Wirkung haben Geld- und Fiskalpolitik von Währungshütern und Regierungen nicht verfehlt. Immerhin folgte auf dem extremen Einbruch an den Kapitalmärkten im Frühjahr 2020 die schnellste Erholung aller Zeiten. 2021 verzeichnete die Weltwirtschaft ein robustes Wachstum, für das aktuelle Jahr erwarten Experten weltweit ein Konjunkturplus von 4,5%.
Zusammen mit der Konjunktur zieht nun aber auch die Teuerungsrate an. In den USA hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im November weiter beschleunigt. Die US-Inflationsrate kletterte auf mittlerweile 7,0%, den höchsten Stand seit Juni 1982. In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise zuletzt mit 5,2% so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.
Bislang hatten die Währungshüter immer wieder betont, dass sie den aktuellen Preisauftrieb für temporär halten. Wird die Teuerung also schon bald ihren Höhepunkt erreicht haben, um dann zurückzugehen? Oder ist die Inflation gekommen, um zu bleiben?
Zumindest die amerikanischen Währungshüter bezeichnen die derzeitige Teuerung nicht mehr als nur "vorübergehend". Aus den letzten Sitzungsprotokollen der US-Notenbank Fed geht vielmehr hervor, dass den Notenbankern die Inflationsentwicklung doch zunehmend Sorgen bereitet. Viele forderten eine straffere, sprich „hawkische“ Geldpolitik. Als „hawkisch“ gilt eine geldpolitische Haltung, wenn sie Zinserhöhungen favorisiert (engl. „hawk“ - Falken).
Die Federal Reserve entschied zunächst die als Konjunkturstütze in der Corona-Pandemie eingesetzten Wertpapierkäufe schneller abzuschmelzen. Das monatliche Abbautempo bei den Zukäufen wird ab Mitte Januar von zuletzt 15 Milliarden auf 30 Milliarden Dollar verdoppelt. Im März wäre dieses als Tapering bekannte Manöver dann bei gleichbleibender Geschwindigkeit abgeschlossen, womit der Boden für eine Zinserhöhung bereitet wäre.
Wie aus dem Ausblick der Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hervorgeht, halten sie drei Zinsschritte nach oben in diesem Jahr für angebracht. Ende 2022 würde das Zinsniveau dann bei 0,9% liegen. 2023 könnte der Leitzins dann auf 1,6% und 2024 auf 2,1% steigen. Einstweilen beließen die Währungshüter den Leitzins aber in der Spanne von null bis 0,25%.
Drei Anhebungen bedeuten einen Anstieg um 0,75 Prozentpunkte - deutlich mehr als der Markt ursprünglich für dieses Jahr erwartet hatte. Die Finanzmärkte reagierten auf die Beschlüsse der Fed dennoch zuerst überwiegend positiv. Den Anlegern gefällt wohl, dass die Fed endlich gegen die Inflation vorgeht, die mittlerweile sehr weit über das Notenbank-Ziel von 2,0% hinausgeschossen ist. In ihrer nun aktualisierten Inflationsprognose geht die Fed davon aus, dass die Teuerungsrate auch 2022 mit 2,6% erhöht bleiben wird.
Unsere Einschätzung:
Die gute Nachricht für Anleger ist, dass sich an der langfristigen Zinserwartung nichts verändert hat. Die Zinsen in den USA steigen zwar schneller, aber nicht höher als bislang erwartet. Somit ändert sich nur der Weg, das Ziel bleibt gleich. Die europäische EZB wird sich wohl ohnehin noch mehr als zwölf Monate Zeit lassen, bis sie den Leitzins zum ersten Mal anhebt. Das dürfte den Börsen Sicherheit geben.