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Börse aktuell: Angst vor Powell & Putin
Der Jahresauftakt an der Börse ist verpatzt. Was US-Notenbankchef Powell in der Januar-Fed-Sitzung mitzuteilen hatte, war zwar bekannt, machte die Märkte aber dennoch nervös. Denn die Notenbanker scheinen mittlerweile im Panikmodus angesichts der rasanten Inflationsentwicklung in den USA, so dass mit mehr Zinserhöhungen im Laufe des Jahres gerechnet werden muss als ursprünglich gedacht.
Zumindest bis März lässt Powell die Zentralbankzinsen wohl noch unangetastet, die Zinsphantasien der Börsianer schießen aber nun ins Kraut: 3 ... 4 ... 5 ... 6 (!) Zinserhöhungen durch die FED erwarten bereits einige Banken noch in diesem Jahr. Mit drei bis vier Zinserhöhungen versucht sich der Markt gerade anzufreunden. Mehr würde zu neuen Kurstiefschlägen führen, aber das wird erst in der zweiten Jahreshälfte ein Thema sein.
Es brodelt aber nicht nur an der Zinsfront. Auch geopolitische Risiken nehmen zu. Insbesondere die Konfliktsituation an der ukrainischen Grenze zu Russland könnte sich im Februar weiter zuspitzen. Viele befürchten eine Eskalation in der Region. Zwar wird von offizieller russischer Seite beschwichtigt, dass kein Einmarsch beabsichtigt sei, aber der Truppen- und Materialaufmarsch spricht eine andere Sprache. Aktuell scheint es, als würde Russlands Präsident Putin den Druck auf den Westen eher weiter erhöhen wollen.
Russland ist in den letzten Jahren - auch durch den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Chinas – als Großmacht international zunehmend ins Hintertreffen geraten. Deshalb will Putin in die Geschichtsbücher eingehen, zumindest einen Teil der alten Ordnung der GUS-Staaten wieder hergestellt zu haben. So nutzt er mal wieder die Gunst der Stunde, Russlands Territorium und Einflussgebiet zu erweitern. Die fortwährenden Uneinigkeiten in der EU sowie auch Differenzen innerhalb der NATO spielen ihm da in die Hände. Die angeblichen Expansionsgelüste der NATO sind da nur ein vorgeschobener Anlass. Unter Umständen erreicht er aber sogar das Gegenteil, wenn sich bisher neutrale Länder wie Schweden und Finnland genötigt sehen sollten, sich ebenfalls der NATO anzuschließen.
Die Vergangenheit lehrt, dass solche Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen medial sehr viel Aufmerksamkeit erhalten, an den Börsen mittelfristig jedoch selten tiefe Spuren hinterlassen. Die Annexion der Krim durch Russland, ein Vorläufer der gegenwärtigen Eskalation, hat den US-Aktienmarkt nur ein paar Prozente gekostet, und auch nur im Rahmen normaler Schwankungsbreiten.
Selbst wenn eine politische Krise extreme Verluste an den Finanzmärkten ausgelöst hatte, waren die nach kurzer Zeit wieder eingeholt, wie etwa nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Schockereignisse können dazu führen, dass kurzfristig schnell und hart abverkauft wird. Binnen weniger Wochen wird der von dem Ereignis verursachte Kursverlust in der Regel aber auch wieder aufgeholt. Politik produziert zwar Nachrichten, die ein Grund für erhöhte Volatilität sein können, aber so gut wie nie sind sie Auslöser für einen Bärenmarkt.
Inflationsausblick: Alternativen für Sparer
Bei der Inflationsprognose für das kommende Jahr scheiden sich derzeit die Geister. Nachholeffekte und Lieferengpässe aufgrund der Pandemie sowie steigende Energiepreise haben die Inflationsraten in Europa und USA aktuell auf lange nicht mehr gesehene Höhen getrieben. Gerade der Mangel an Halbleitern oder Baumaterialien wird wohl auch noch länger anhalten. Und so sind nun auch die internationalen Notenbanken zu der Erkenntnis gekommen, dass die Verbraucherpreise im laufenden Jahr zunächst hoch bleiben werden.
In Summe dürfte die Inflationsrate zwar wieder zurückfallen, aber wohl nur auf ein Niveau, das immer noch spürbar über dem der vergangenen Jahre liegt.
Ein nachhaltig hoher Inflationsanstieg ist natürlich kein gutes Umfeld für Zinssparer – für Anleger, die ihr Geld beispielsweise in Festgeld, Anleihen oder Rentenfonds halten. In Kombination mit den immer noch herrschenden Nullzinsen bedeutet die Inflation für klassische Sparer einen Verlust. Da die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen so bald erstmal nicht anheben will, dürfte sich daran in naher Zukunft nichts ändern.
Eine Lösung zum realen Vermögenserhalt und -aufbau können Sachwerte sein.
Edelmetalle wie Gold funktionieren zwar auf lange Sicht als Inflationsausgleich, helfen Anlegern allerdings kaum dabei, ihr Vermögen zu vermehren. Es gibt keinen laufenden Ertrag.
Deswegen denken viele sofort an Immobilien. Doch Schnäppchen gibt es da schon lange nicht mehr. Viele Objekte sind teuer geworden - „zu teuer“ warnt auch die EZB und spricht von Preisblasen in deutschen Großstädten. Weitere Wertsteigerungen sind angesichts eines sich ändernden Zinsumfelds nicht mehr selbstverständlich. Die Mietrenditen sind inzwischen gering. Da darf nichts schief gehen, zumal eine Immobilie gerade in einer Krise nicht von jetzt auf gleich veräußerbar ist.
Wer flexibel bleiben will, ist somit mit Aktien gut beraten. Im Gegensatz zum Klumpenrisiko einer einzelnen Immobilie kann man hier sein Kapital leicht auf unterschiedliche Unternehmen aufteilen. Dividenden sorgen für einen regelmäßigen Ertrag, und über die Börse können Aktien zur Not jederzeit veräußert werden. Allerdings muss man bei größeren Zinssprüngen immer wieder mal temporäre Rückschläge an den Aktienmärkten einkalkulieren.
Da sich nicht jede Aktie automatisch als Inflationsschutz eignet, stellt sich die Frage, mit welchen Aktien Anleger der Teuerung am besten trotzen können!? Interessant sind hierbei Unternehmen, die steigende Kosten an Verbraucher weitergeben können.
In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es an der New Yorker Börse hierzu das Motto "Nifty Fifty": Nifty Fifty war eine Bezeichnung für Großunternehmen (Large-Cap-Aktien), die in der schwierigen Kapitalmarktphase nach der Ölkrise Anfang der 1970er-Jahre profitieren konnten, weil sie Basisbedürfnisse (z.B. Lebensmittel) bedienten, über eine entsprechende Markt- und Preismacht sowie über grundsolide Finanzen verfügten. Beispiele sind Walt Disney und McDonald’s. Für solche Qualitätsaktien waren Marktteilnehmer damals zuweilen bereit, ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 80 zu bezahlen.
Unser Rat:
Mit unserem Einzelaktien-Konzept STARKE MARKEN investieren Sie genau in diese Qualitätsaktien. Viele bekannte Markenunternehmen aus dem konsumgüternahen Bereich sind in guten wie schlechten Zeiten begehrt. Die Unternehmen können ihre Produkte dem aktuellen Preisniveau anpassen, global weiter wachsen und so ihre Margen dauerhaft erhalten.
Steuern: Thesaurierende Fonds bleiben 2022 steuerfrei
Für Privatanleger, die Anteile an thesaurierenden Fonds halten, gibt es gute Neuigkeiten: Sie werden die laufenden Erträge aus Fonds, die sie 2022 erzielen, nicht versteuern müssen. Dies ergibt sich aus einem Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) vom 7. Januar. Inhaber von teilausschüttenden Fonds kommen zumindest partiell in den Genuss der Steuerfreiheit, die schon für das Jahr 2021 erstmalig galt.
In seinem Schreiben gibt das BMF den Basiszins zur Berechnung der Vorabpauschale bekannt. Diese wird seit Inkrafttreten des Investmentsteuerreformgesetzes am 1. Januar 2018 für die Besteuerung der erzielten laufenden Erträge aus thesaurierenden und teilausschüttenden Fonds ermittelt. Der Basiszins leitet sich aus langfristig erzielbaren Renditen deutscher Staatsanleihen mit jährlichen Zinszahlungen und Restlaufzeiten von 15 Jahren ab. Er wird von der Bundesbank anhand der Zinsstrukturkurven jeweils zum ersten Börsentag eines neuen Jahres errechnet und vom BMF veröffentlicht.
Für 2022 hat die Bundesbank zum zweiten Mal einen negativen Wert ermittelt: Er liegt bei -0,05%, wie das BMF mitteilt. Aufgrund des negativen Basiszinses wird somit keine Vorabpauschale für 2022 erhoben. Die erfreuliche Nachricht wird ihre positive Wirkung dann Anfang 2022 entfalten, derzeit können sich Anleger erst einmal noch über die Steuerfreiheit für ihre im Vorjahr erzielten laufenden Erträge freuen.
Zum Hintergrund: Seit Inkrafttreten des Investmentsteuerreformgesetzes werden nicht mehr die tatsächlichen laufenden thesaurierten Erträge von Investmentfonds besteuert. Sofern ein Fonds eine Wertsteigerung erzielt hat, wird stattdessen ein Basisertrag ermittelt. Dieser errechnet sich nach der gesetzlich vorgeschriebenen Formel: 70% des jährlichen Basiszinses x Rücknahmepreis der Fondsanteile zu Beginn des vorangegangenen Kalenderjahres.
Daraus wird die Vorabpauschale errechnet, denn auf diese Summe sind Abgeltungsteuer, gegebenenfalls Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer abzuführen. Bei thesaurierenden Fonds entspricht die Vorabpauschale eins zu eins dem Basisertrag. Bei teilausschüttenden Sondervermögen entspricht die Pauschale der Differenz zwischen Basisertrag und Ausschüttung. Dies ist auch bei ausschüttenden Fonds der Fall, sofern die ausgekehrte Summe unter dem Basisertrag liegt. Im kommenden Jahr, wenn die Basiserträge für 2022 ermittelt werden, wird vor jeder Summe ein Minus stehen. Daher bleiben Anleger erneut von der Vorabpauschale verschont.
Allerdings sollte niemand auf die Idee verfallen, er hätte vom Fiskus sogar Geld zu bekommen. Denn: Der Basisertrag kann zwar negativ werden – die Vorabpauschale jedoch nicht. Diese kann nur entfallen. Nicht zu vergessen ist auch, dass die tatsächlich thesaurierten Erträge zu versteuern sind, sobald der Anleger seine Anteile veräußert.