Anlegerbrief

Anlegerbrief Dezember 2023

Was will man mehr: Die Jahresendrallye läuft und krönt ein sehr gutes Aktienjahr. Es könnte nicht schöner sein. Lesen Sie außerdem, warum jetzt alle auf „Barbara“ setzen, und welche guten Ratschläge der eben verstorbene Kompagnon von Warren Buffet für Anleger bereithält.
Dr. Marc-Oliver Lux
December 14, 2023
Der Dr. Lux & Präuner Anlegerbrief

Inhalt

Börse aktuell: Die Korken können knallen

Der Aktienmarkt machte ja bereits in der ersten Jahreshälfte viel Freude. Danach folgte eine viermonatige Durststrecke. Doch pünktlich zur Adventszeit legten die Märkte den Hebel um und schossen nach oben. In nur drei Wochen machte der DAX seinen 2000 Punkte Rückfall wieder wett und stellte sein Allzeithoch von Mitte des Jahres wieder ein. Das Jahr scheint auf Jahreshöchstständen zu enden.

Grund für die diesjährige Weihnachtsrallye ist der wachsende Optimismus, dass die Zentralbanken den Kampf gegen die Inflation gewonnen haben. Positive Inflationsdaten aus den USA und Europa schüren diese Hoffnung. Es lässt den Notenbankern möglicherweise Spielraum für Zinssenkungen im nächsten Jahr, um das ins Stocken geratene globale Wirtschaftswachstum zu stützen, so die Wette der Anleger.
Dazu kommt ein für eine Jahresendrally typisches Phänomen: das sogenannte Window-Dressing. Dabei kaufen Fondsmanager Aktien, die in den vergangenen Monaten gut gelaufen sind, um ihr Portfolio aufzuhübschen. Dieser Effekt könnte diesmal besonders stark ausfallen, denn viele Investoren waren das ganze Jahr hindurch tendenziell zu skeptisch ob der steigenden Zinsen und somit eher unterinvestiert.

Dass kaum Rücksetzer zugelassen werden, zeigt, wie meinungsverändernd die aktuelle Hausse ist. Am deutlichsten wird das am Fear-and-Greed-Index, ein Stimmungsindikator für die Angst und Zuversicht der Marktteilnehmer. Das Barometer ist in wenigen Wochen von „Extreme Angst“ Ende Oktober auf mittlerweile „Gier“-Niveau angestiegen. Offensichtlich haben da viele den Einstieg verpasst. Insofern ist es für die Börse eine gesunde Gier und aktuell kein Kontraindikator. Wer auf wesentlich fallende Kurse hofft, könnte stattdessen eher in Schieflage geraten. Sofern uns die Notenbanker also nicht kurz vor Schluss noch in die Suppe spucken, kann es weiter aufwärts gehen. Ho, ho ho!

Aus TINA wird BARBARA

Anleihenmarkt: Aus Tina wird Barbara

In den vergangenen Jahren galt an den Finanzmärkten bekanntermaßen das Prinzip "Tina" ("There is no Alternative"): für Anleger gab es bei Nullzinsen praktisch keine sinnvolle Alternative zu Aktien. Mit dem nun angestiegenen Zinsniveau scheinen jetzt aber endgültig die Zinsanlagen zurück. Bonds are back - Anleihen sind wieder in. Der neue Slogan lautet daher "Barbara": "Bonds Are Really Back And Really Attractive".

Die zehnjährigen US-Staatsanleihen haben den Sprung zu einer positiven Realverzinsung bereits geschafft. Nach Abzug der Inflation ist ihre Rendite nun wieder positiv. Dasselbe könnte in absehbarer Zeit auch wieder für deutsche Bundesanleihen der Fall sein. Auch die mit Unternehmensanleihen möglichen Erträge sind wieder verlockend.

Die hohen Zinsen sind zwar für Anleiheninvestoren attraktiv, nicht aber für die Emittenten: Was die Neuemissionen am Markt für festverzinsliche Wertpapiere angeht, war der Oktober im historischen Vergleich extrem schwach. Nur 16 Unternehmen wagten eine Emission in Euro. Das Emissionsvolumen von insgesamt acht Milliarden Euro war demnach das niedrigste seit 2008 und das geringste Monatsvolumen in diesem Jahr. Unternehmen, die es nicht unbedingt nötig haben, sind offensichtlich (noch) nicht bereit, sich zu höheren Bedingungen zu refinanzieren, und scheuen den höheren Kupon. Stattdessen steigt aber die Anzahl von Anleihen mit eher schlechter Bonität.
Das Prinzip "Barbara" ist daher kein Freibrief für Zinsanlagen. Es wird umso wichtiger sein, auf Qualität zu achten. Der Investment-Grade-Status sollte Minimum für ein Engagement am Anleihenmarkt sein.

Unsere Einschätzung:
Im nächsten Jahr werden Zinsanlagen definitiv wieder eine größere Rolle spielen und endlich wieder einen Grundertrag im Depot liefern. Die aktuelle Wette der Marktteilnehmer, dass der Kampf gegen die Inflation bereits gewonnen ist, muss allerdings mit Vorsicht behandelt werden. Die Notenbanker warnen bereits vor zu viel Optimismus und bleiben ihrer eher falkenhaften Linie treu. Auch aus Kursmuster-Sicht gibt es berechtigte Gründe dafür, dass das Zinsniveau wohl noch nicht ganz oben angekommen ist. Wer sich daher zu sehr ins höhere Nominalzinsniveau stürzt, könnte am Ende wegen wieder fallender Kurse trotzdem hart aufschlagen.

In Memoriam Charlie Munger

In Memoriam Charlie Munger: Buffetts rechte Hand gestorben

Einen Monat vor seinem 100. Geburtstag ist Charlie Munger Ende November in einem Krankenhaus in Kalifornien verstorben.
Seit 1978 war Munger stellvertretender Vorsitzender von Berkshire und die rechte Hand von Warren Buffett. Auch wenn er selbst nicht in das Tagesgeschäft involviert war, stand er Buffett als langjähriger Ratgeber bei dessen Investmententscheidungen zur Seite. „Ohne Charlies Inspiration, Weisheit und Mitwirkung hätte Berkshire Hathaway nicht zu seinem heutigen Status aufgebaut werden können“, heißt es in einem Statement von Warren Buffett.

Seit 1978 bildeten Warren Buffett und Charlie Munger das kongeniale Duo an der Spitze der Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway, in der Munger zweifellos eine Lücke hinterlässt. In einem Aktionärsbrief verwies deshalb auch Buffett auf seine eigene Vergänglichkeit hin: „Mit 93 Jahren fühle ich mich gut, bin mir aber durchaus bewusst, dass ich in der Verlängerung spiele.“ Sein Unternehmen sei jedoch „für den Fortbestand“ aufgebaut und ein Nachfolger bestimmt.

Charlie Munger war nicht nur die rechte Hand des Berkshire-Chefs, sondern galt auch stets als einer der größten Denker im Investmentbereich. Das bewies der Milliardär auch regelmäßig mit einer Reihe von weisen Ratschlägen, die das Anlegerportal "The Motley Fool" nochmals zusammenstellte:

1. "Verbringe jeden Tag damit, ein wenig klüger zu werden, als du es beim Aufwachen warst."
Munger war ein unersättlicher Leser. Er verbrachte den größten Teil seines Tages mit Lesen und Denken. Durch den stetigen Ausbau seines Wissens über Jahre und Jahrzehnte hatte Munger eine unglaubliche Grundlage an Wissen geschaffen, auf die er bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten zurückgreifen konnte.

2. "Schau dir immer auch die andere Seite an."
Munger betrachtete Probleme gerne aus verschiedenen Blickwinkeln. Indem wir uns auf das konzentrieren, was wir zu vermeiden hoffen, können wir oft die Lösung für unsere Probleme finden – und einen Weg zum Erfolg.

3. "Oberstes Prinzip ist, eine Aktie als Eigentum anzusehen und die Qualität im Hinblick auf ihren Wettbewerbsvorteil zu beurteilen."
Die Frage, welche Unternehmen gewinnen werden – jetzt und in Zukunft –, ist eine wichtige Komponente für profitable Investitionen. Netzwerkeffekte, Markentreue und kostengünstige Produktion sind typische Beispiele für Wettbewerbsvorteile, die zum Erfolg eines Unternehmens beitragen können.

4. "Alle intelligenten Investitionen sind Value-Investitionen."
Warren Buffett sagt: "Preis ist, was man zahlt. Wert ist, was man bekommt." Für jedes Unternehmen, das Munger und Buffett im Namen von Berkshire Hathaway kauften – ganz oder teilweise –, waren sie stets bestrebt, einen Preis zu zahlen, der unter dem des inneren Wertes dieses Unternehmens liegt. Indem sie ein gewisses Maß an Sicherheit verlangten, beeinflussten sie die Erfolgsaussichten noch mehr zu ihren Gunsten.

5. "Ein tolles Geschäft zu einem mäßigen Preis ist besser als ein mäßiges Geschäft zu einem tollen Preis."
Der Preis ist wichtig, aber die Qualität ist noch wichtiger. Starke Unternehmen können über viele Jahre hinweg weiterwachsen und Vermögen aufbauen. Im Gegensatz dazu wird ein Investor, der ein durchschnittliches Unternehmen mit einem Abschlag kauft, wahrscheinlich am besten damit bedient sein, es zu verkaufen, sobald es seinen fairen Wert erreicht hat.

6. "Wir haben drei Kategorien für Investitionen: ja, nein und zu schwer zu verstehen."
Munger legte Wert auf Einfachheit. Er hatte keine Angst zu sagen, dass ein Geschäft zu kompliziert ist, um es zu verstehen. Wenn es nicht offensichtlich war, dass ein Unternehmen eine gute Investition war, ging er schnell zum nächsten Kandidaten über.

7. "Der Gedanke einer übermäßigen Diversifizierung ist Wahnsinn."
Die Diversifikation kann das Risiko für die meisten Anleger verringern. Doch wer die Zeit und Arbeit investiert, um seine Investitionen gründlich zu verstehen, erzielt laut Munger die höchstmöglichen Renditen indem er sich nur auf seine besten Ideen konzentriert.

8. "Das große Geld liegt nicht im Kauf oder Verkauf, sondern im Warten."
Munger war ein langfristiger Investor. Große Unternehmen zu kaufen und sie für viele Jahre zu halten, war die Grundlage seines Ansatzes – und seines enormen Erfolgs.

9. "Du musst dich zwingen, gegensätzliche Argumente in Betracht zu ziehen. Besonders, wenn sie deine liebsten Ideen infrage stellen."
Selbst wenn Sie anstreben, Ihre Aktien langfristig zu halten, müssen Sie wachsam bleiben gegenüber neuen Bedrohungen, die Ihre Investitionen gefährden könnten. Anstatt Beweise zu suchen, die bestätigen, dass Ihre Investitionsthese richtig ist – sehr viele Investoren sind anfällig dafür –, werden Sie besser fahren, wenn Sie nach Beweisen suchen, dass Sie falsch liegen.

10. "Erkenne Fehler möglichst schnell und ergreife Maßnahmen dagegen."
Wenn Sie auf Informationen stoßen, die darauf hindeuten, dass Sie sich geirrt haben, wird Ihre beste Vorgehensweise sein, wahrscheinlich eher früher als später zu verkaufen. Das gilt unabhängig davon, ob Sie damit einen Verlust gemacht haben oder nicht. Es mag nicht einfach sein, aber Munger glaubte, dass man schlechte Beteiligungen verkaufen und das Kapital in eine bessere Idee investieren sollte.

11. "Irgendjemand wird immer schneller reicher werden als du. Das ist keine Tragödie."
Viele Investoren und Unternehmer machen den Fehler, schnell reich werden zu wollen. Das kann dazu führen, dass sie zu hohe Risiken eingehen – auch, indem sie Schulden anhäufen. Das wiederum hat zu unzähligen Katastrophen geführt, von denen viele hätten vermieden werden können.

12. "Die Bereitschaft, bei einigen Gelegenheiten im Leben schnell und entschlossen zu handeln, indem wir eine einfache und logische Sache tun, verbessert die Ergebnisse dieses Lebens oft dramatisch."
Alles, was für einen lebenslangen Anlageerfolg benötigt wird, sind einige wenige erfolgreiche Aktien, die über viele Jahre gehalten werden. Leben Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, damit Sie die Mittel haben, um zu investieren, wenn sich solche Gelegenheiten ergeben. Und fürchten Sie sich nicht, bedeutende Summen zu investieren, wenn die Erfolgschancen groß sind.


Unsere Einschätzung:
Berkshire Hathaway bleibt aus Anlegersicht ein solides Basisinvestment. Die Aktie war über Jahre hinweg ein guter Repräsentant für die Entwicklung des amerikanischen Aktienmarktes. Die Fundamentalkriterien, die Buffet gerne bei seiner Aktienauswahl anlegt, fließen auch in unser Anlagekonzept STARKE MARKEN ein.

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