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Börse aktuell: Saisonale Wende voraus
Höhere Zinsen und seit Jahresanfang zu schnell gestiegene Kurse forderten ihren Tribut am Aktienmarkt: Wochenlang haben die Aktienmärkte nun konsolidiert und immer wieder neue Tiefs ausgebildet. So haben die üblichen Indizes gut 11% von ihren Hochs Anfang August verloren – im längerfristigen Vergleich kein dramatischer Rückgang, aber es zog sich hin. DAX und S&P 500 büßten ihre schönen Frühsommergewinne wieder komplett ein. Der Dow Jones rutschte sogar ins Minus seit Jahresanfang. Nur die Technologiebörse NASDAQ konnte sich auf höherem Niveau halten.
Die Berichtssaison fiel gemischt aus und war oftmals wenig hilfreich. Immer wieder wurden Aktien deutlich abgestraft, wenn sie die Markterwartungen „nur“ erreichten oder sogar verfehlten oder für die weitere Zukunft nur verhaltene Aussichten präsentierten. In Zeiten höherer Zinsen, die die Unternehmensfinanzierung verschlechtern, die Verbrauchernachfrage bremsen und Zinsanlagen wieder attraktiver machen, darf man sich aber keine Fehler erlauben. Für die Aktien schwächerer und höher verschuldeter Unternehmen brechen daher wohl schwere Zeiten an. Früher konnten schlecht angepasste Unternehmen dank künstlich niedriger Zinsen überleben. Das ist jetzt vorbei. Insofern sind viele Investoren auch skeptisch, ob sich das immer noch ansteigende Zinsniveau nicht doch negativ in der Wirtschaft bemerkbar macht.
Der Zinsmarkt steht deshalb weiter unter enger Beobachtung. Im Oktober hat die 10-jährige US-Staatsanleihe ein kritisches Niveau überschritten: erstmals seit 2007 ist sie wieder über die Marke von fünf Prozent gestiegen. Das ist der vorläufige Höhepunkt des seit Wochen anhaltenden Ausverkaufs am amerikanischen Bondmarkt. Im Mai hatte die Rendite der US-Staatsbonds mit zehnjähriger Laufzeit noch 1,6% niedriger gelegen. Für den Anleihemarkt ist das ein außergewöhnlich starker Anstieg. Marktbeobachter fürchten daher, dass durch die Neubewertung der US-Staatsanleihen die Risiken und „Unfallgefahren“ im gesamten weltweiten Finanzsystem wachsen.
Als wichtigste Gründe für die fallenden Anleihekurse, die spiegelbildlich die Renditen in die Höhe treiben, sehen Volkswirte die voraussichtlich länger als erhofft hohen Leitzinsen in den USA und das wachsende Misstrauen der Investoren gegenüber der ausufernden Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten.
Normalerweise gilt der US-Anleihemarkt als Zufluchtsort für internationale Investoren in unruhigen Zeiten. Nach dieser Logik hätten die Kurse der Staatsbonds wegen der Angst vor einer Eskalation des Nahostkriegs zuletzt eigentlich steigen und die Renditen entsprechend fallen müssen. Das Gegenteil war der Fall.
Den Aktien kommt jedoch nun die Saisonalität zu Hilfe. Häufig drehen die Kurse ab November nach oben. Ein Anfang ist gemacht. Die Zauderer vom Jahresanfang erhalten eine zweite Chance, ihre Jahresperformance aufzubessern.
Inflation: Eigene Kapitalerträge schützen
Auch wenn die Inflationszahlen nun endlich auf dem Rückmarsch sind, wird uns das Thema Geldentwertung voraussichtlich auch im nächsten Jahr begleiten. Viele Anleger sind daher besorgt, wie sich die Inflation auf ihr Portfolio auswirken könnte. Das ist besonders für Investoren relevant, die sich auf regelmäßige Kapitalerträge, etwa Zinsen oder Dividenden, konzentrieren. Die Inflation ist für diese einkommensorientierten Anleger in zweierlei Hinsicht riskant: Erstens untergräbt die Teuerungsrate die Kaufkraft zukünftiger Zahlungen. Zweitens steigt mit der Inflation normalerweise das Zinsniveau, was sich wiederum negativ auf die Bewertungsmodelle von Ertragswerten auswirkt.
Deswegen hierzu ein paar Tipps:
1. Aktien & Dividendenwerte
Im Gegensatz zu festverzinslichen Wertpapieren bieten Aktien die Möglichkeit, von steigenden Unternehmensgewinnen und Dividenden zu profitieren. Vor allem Markenunternehmen, wie sie auch in unserem Anlagekonzept STARKE MARKEN enthalten sind, können über Preiserhöhungen ihre Gewinnmargen erhalten. Auch bei Branchen mit langfristigem strukturellem Rückenwind (z.B. IT) spielt der Inflationsdruck nur eine untergeordnete Rolle.
2. Kürzere Laufzeiten bei festverzinslichen Wertpapieren
Je langfristiger die Cashflows eines festverzinslichen Wertpapiers sind, desto sensibler sind sie für Änderungen des Zinsniveaus. Folglich sollten Anleger bei festverzinslichen Wertpapieren kürzere Laufzeiten bevorzugen. Ohnehin erhält man aktuell bei ca. fünfjähriger Laufzeit noch etwa gleich viel Zinsen wie bei 10-Jährigen.
3. Auf Risikoprämie achten
Wer Unternehmens- statt Staatsanleihen kauft, sollte darauf achten, dass man für das zusätzliche Risiko eine angemessene Risikoprämie erhält (den sogenannten Credit Spread) für das höhere Ausfallrisiko im Vergleich zum Besitz einer Staatsanleihe mit derselben Laufzeit.
4. Gold
Gold profitiert in einem inflationären Umfeld. Insbesondere dann, wenn die Realzinsen sinken. Ebenso ist es für den globalen Rohstoff Gold vorteilhaft, wenn der relative Wert der eigenen Landeswährung zurückgeht. Ein Investment in Gold können Investoren auf vielfältige Weise angehen: etwa durch den direkten Besitz von Goldbarren, in Wertpapieren wie ETFs, die Goldbarren halten, oder in Aktien von Goldminenunternehmen.
5. Real Assets
Land, Infrastruktur und natürliche Ressourcen (Rohstoffe, Agrar) gewinnen in einer Inflationsphase in der Regel an Wert. Das wirkt sich positiv auf Unternehmen aus, deren Geschäftsmodelle sich um solche Realwerte drehen.
Außerdem sind Preisanstiege in einem inflationären Umfeld nicht gleichmäßig verteilt. Oft konzentrieren sie sich auf Werte, die von Engpässen in der globalen Lieferkette betroffen sind. Bestimmte physische Rohstoffe können so von einem anhaltendem Inflationsdruck wiederum profitieren.
6. Volatilität ausnutzen
Die Angst der Anleger vor der Inflation kann zu übertriebenen Marktbewegungen führen. Dadurch können sich interessante Anlagemöglichkeiten in Werten ergeben, die aufgrund von übertriebenen Inflationssorgen überverkauft sind.
7. Vorsicht bei hoch bewerteten unrentablen Wachstumswerten
Unternehmen, die erst in Zukunft mit hohen Cashflows rechnen, sind besonders durch einen Anstieg der Inflation gefährdet. Denn die jetzige Bewertung fußt zumeist auf der Diskontierung zukünftiger Erträge. Steigen jedoch die Zinsen, wird der Diskontierungsfaktor höher und der Unternehmenswert fällt. Das führt regelmäßig zu Kursverlusten bei Wachstumsaktien.
8. Ausländische Währungen
Währungen von Schwellenländern können in einem globalen inflationären Umfeld profitieren, vor allem wenn ihre Wirtschaft weitgehend auf Rohstoffe und natürliche Ressourcen basiert.
Aktien: Bankaktien sind heikel
Viele Bankaktien sind in den letzten Jahren abgestürzt und erscheinen billig. Auch die Dividendenrenditen sind häufig verlockend. Andererseits gab es auch nach der Finanzkrise 2008 immer wieder Unruhe in der Bankenwelt – man denke an die Regionalbankenkrise in USA Anfang diesen Jahres, die auch zum Zusammenbruch der Credit Suisse führte.
„Billig“ kann daher ins Auge gehen. Bei Dr. Lux & Präuner haben wir uns aus verschiedenen Gründen entschieden, Bankaktien grundsätzlich eher zu meiden:
1. Keiner versteht die Bankbilanzen wirklich
Eine Grundregel für Anleger ist es, Unternehmen zu meiden, die schwer zu verstehen sind. Da sind Banken ja eigentlich nicht schwer zu erklären: Die Institute nehmen Geld von Einlegern an und zahlen dafür einen niedrigen Zinssatz. Dann verleihen sie das Geld als Kredit zu einem höheren Zinssatz. Die Banken von heute sind aber weit von diesem einfachen Modell entfernt. Trotz der immer umfangreicheren Jahresberichte und der seitenlangen Offenlegung von Derivatepositionen gibt es immer wieder Anzeichen dafür, dass selbst die Verantwortlichen der Banken im Dunkeln tappen, was in ihrem Institut eigentlich alles vor sich geht.
2. Alle sind gleich
Geld wird oft als die ultimative Ware bezeichnet. Deshalb geben die Banken ein Vermögen aus, um sich zu differenzieren. Trotzdem sind laut Meinungsforschungsinstituten ein Großteil der Verbraucher der Ansicht, dass "alle Banken im Grunde gleich sind". In der kompetitiven Bankenwelt, in der es auch dank Internet immer einfacher wird, wegen ein paar Zinsen mehr sein Konto zu verschieben, erscheint es daher unwahrscheinlich, dass die Banken ihre Margen halten können.
3. Ungeheure Hebelwirkungen
Banken funktionieren nicht ohne eine große Hebelwirkung. Letztlich drehen sie mit einem relativ kleinem Einlagenbestand ein großes Rad, denn sie müssen einzelne Kredite und Investments häufig nur mit einem Bruchteil an Eigenkapital unterlegen. In guten Zeiten führt das zu überproportional hohen Gewinnen. In schlechten Zeiten aber wirkt der Hebel wie ein Bumerang und hat schon der ein oder anderen Bank das Genick gebrochen.
4. Einsturzgefährdet
Vertrauen ist das A und O bei Banken. Geht das Vertrauen in die Bank verloren, kann daraus ein Dominoeffekt entstehen: Ziehen die Kunden ihre Einlagen massenhaft ab (sogenannter „Bank-Run“) wird jede Bank in Schwierigkeiten geraten, denn die liquiden, sofort verfügbaren Mittel sind in den Instituten begrenzt. Dies hat nach dem Zusammenbruch der kleinen Silicon Valley Bank in USA auch die international aufgestellte Credit Suisse in den Abgrund gerissen. Wer also glaubt, größere Banken seien gegen solche Runs immun, hat die Finanzkrise von 2008 nicht verstanden.
5. Feind der Öffentlichkeit
Banken dienen gerne als Sündenbock. Vor allem nachdem die Bankenwelt in der Finanzkrise durch Steuergelder gerettet werden musste, ist das Image der Unantastbarkeit bei den Banken dahin. Eine Verschärfung der Bankenregulierung würde keinem Politiker schaden. Zunehmende Reglementierung beschneidet jedoch die Banken in ihren Handlungsmöglichkeiten. Darüber hinaus werden Banken auch immer wieder von Regierungen instrumentalisiert, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.